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Kerala und Vijay’s Ayurvdedakur

KERALA: TRADITIONELLE KULTUREN | BACKWATERS | PERIYAR NATIONALPARK | 14 TAGE AYURVEDAKUR
31. Jänner – 23. Februar 2014

Reiseerlebnisse und Vijay’s Ayurvdedakur
Gabriele Tautscher

Schon beim Anflug auf Kochin fällt das intensive Grün der vielen Palmen auf. Vom Flughafen Kochin fuhren wir fünf Frauen in einem Kleinbus direkt in eine ‚andere Welt’ mit warmer Temperatur, hellem Sonnenschein, auf einer indischen Schnellstraße gesäumt von vielen überdimensionalen Plakaten mit verführerischen Frauen in reich bestickten Saris, durch dicht gebaute Kleinstädte, und vorbei an vielen Palmen nach Nilambur. Auf dem Weg kehrten wir in einem indischen Coffee House ein. Die Wände waren rosa und grün gestrichen, die Kellner trugen eine weiße Uniform mit Schiffhütchen oder imposanten Turban, die Tische im großen Gastraum waren mit vielen diskutierenden Männergruppen besetzt. Die Speisekarte war lang und unverständlich. Ich bestellte für uns alle Kaffee zum Wachbleiben und Snacks zum Durchhalten (nach dem langen Nachtflug). Wie in einem Traum beobachteten wir mit Interesse das exotische Treiben um uns sowie die Männer an den Nachbartischen, und sie beobachteten uns mit großem Interesse – als würden sie uns begrüßen „Hallo, ihr seid in Indien!“
Nach 4 Stunden Fahrt erreichten wir den Ort Nilambur in den sanften grünen Bergen Keralas und wurden von unserem Gastgeber und seiner Frau im Homestay Maranat Mana herzlich empfangen. Wir waren inmitten einem großen traditionellen Familienbesitz einer Brahmanenfamilie gelandet. Im 1. Stock des früheren Getreidespeichers waren die Gästezimmer, im Erdgeschoß die Küche mit dem Esstisch, wo unser erstes köstliche südindische Abendessen auf Bananenblätter serviert wurde. Die Gastgeber erzählten uns interessante Geschichten aus der Umgebung, über ihr Leben, erstaunliche Begebenheiten mit Heilern, und beantworteten mit Begeisterung unsere Fragen. Ziemlich erschöpft und so voll mit neuen Eindrücken fielen wir ins Bett. Am nächsten Tag führten sie uns durch das große alte Haus mit den vielen Innenhöfen und einer grandiosen gemauerten Badeanlage wo die Familienmitglieder heute noch ihre morgendliche rituelle Waschung und Meditation durchführen. Es soll eins von zwei noch existierenden traditionellen Häusern von Großgrundbesitzern in Kerala sein. Das Kernstück des Hauses ist der Ganesha Tempel, den wir als ‚Unreine’ nicht betreten durften, vor dessen Tor wir aber vielen Gläubigen zusahen, wie sie dem Priester Wünsche und Opfergaben überreichten. Am Nachmittag unternahmen wir eine lange Fahrt an die Meeresküste und fuhren mit einem kleinen Boot durch die ersten berühmten Backwaters Keralas. Spät am Abend feierten wir den Geburtstag einer Mitreisenden: Kuchen, Kerzen und Blumenkette.
Von dort führte die Reise in die alte Hafenstadt Kochin, wo wir einen ausführlichen Spaziergang durch die alte portugiesische Stadt unternahmen, einen etwas klobigen europäischen Palast besichtigten, ein Judenviertel mit Synagoge und zahlreichen Souvenirshops. Am Meer konnten wir zusehen, wie die alten chinesischen Fischernetze funktionieren. In einem duftenden Lagerhaus gaben wir uns dem Gewürzrausch hin und im hervorragenden Geschäft Fab India dem Rausch der indischen Textilien. Den zweiten Abend in Kochin dinierten wir direkt am Meer.
Von Kochin fuhren wir in die Berge der Western Ghats. Die kurvige Straße windet sich vorbei an vielen Gewürz- und Teeplantagen, über einen Pass zu einem Ausflugsort beim Periyar Nationalpark. Es wurde kühler, unser Gästehaus erinnerte an unsere Pensionen in den Alpen mit Holztäfelungen. Indische Touristen trugen dicke Pullover. Gleich am Nachmittag gingen wir zu unserer ersten Wanderung in den Nationalpark. In einer kleinen Hütte wurden wir von den Nationalparkwächtern empfangen, ein älterer Herr in grüner Uniform wurde uns als Führer zugewiesen, er stapfte voraus und wir hinten nach. Wir gingen durch eine grüne Senke, mit einem Stausee, der am Horizont verschwand und von hohen Bäumen umfasst ist. Unser Führer führte uns für zwei Stunden auf einem schmalen Pfad durch einen Wald mit unbeschreiblich hohen Bäumen. Wir sahen verschiedene Lianen, Termitenhügel, und Affen.
Am nächsten Tag unternahmen wir einen Ganztagesausflug in denselben Park. Wir wanderten, fuhren auf einem Bambusfloß über den Stausee, picknickten an einem Hang zum See, und kehrten am Nachmittag denselben Weg zurück. Wir waren eine zusammengewürfelte Gruppe von etwa 15 Leuten. Eine britische Dame war sehr redselig.  5 Parkwächter, einer mit Gewehr, begleitete uns zu unserem ‚Schutz’, denn Periyar Nationalpark ist für seine wilden Elephanten bekannt. Tatsächlich konnten wir zuerst eine einzelne Elephantin, dann eine Familie mit einem Jungen und zum Schluss eine ganze Herde aus Distanz beobachten. Es war ein aufregendes Erlebnis, zu beobachten wie schnell das Elephantenpaar ihr verletztes Junge zwischen sich nahmen um zu beschützen, sobald sie uns entdeckten.
Die letzte Etappe der Reise war ein erholsamer Aufenthalt in einem kleinen Resort mit ein paar Bungalows direkt am See nahe Tirur. Von der Terrasse vor dem Zimmer blickten wir auf das Wasser mit den vorbeituckernden Touristen- und Fischerbooten. Eine immer lächelnde Frau servierte köstliches Essen. Ein älterer Bootsmann ruderte uns durch die Backwaters und engen Kanäle zwischen den weiten Reisfeldern. Die Kanäle sind leider mit Wasserhyazinthen verwuchert. Das Wasser ist vom Kunstdünger schon recht verschmutzt. Zu schnell verging die Zeit und wir mussten den idyllischen Ort verlassen.
Nach einer 5-stündigen Fahrt Richtung Süden durch mit Palmen bewachsene flache Landschaft, vorbei an vielen modernen Gartensiedlungen – außer in den Bergen wirkt Kerala wie eine große grüne Siedlung – und durch moderne Kleinstädte, und durch die Hauptstadt Trivandrum, erreichten wir unser Treatmenthouse. Tomy, der ‚gute Geist’ des Hauses empfing uns mit seinen typisch langsamen Bewegungen, dann Vijay mit nacktem Oberkörper und breiten Lächeln. Wir erfuhren dass wir gleich die erste Fußmassage erhalten werden. Wir hatten kaum Zeit uns in den Zimmer niederzulassen, wurden wir schon einzeln in einen Behandlungsraum geführt: in der Mitte steht eine schöne indische Holzliege, darüber ein Seil, um diesen herum warten zwei Frauen. Sie helfen einem auf die Liege zu steigen und beginnen gleich über uns am Seil zu schweben und mit ihren Füßen zu massieren. Vijay kommt hinzu und bald fühlt man sich nur mehr als ein einzig riesiger Körper.
In Indien ist es nicht üblich, dass die Ärzte ihren Patienten die Behandlungen erklären. Vijay meinte (erst nachdem wir ihn dazu aufforderten), dass wir ihm vertrauen sollen, für die Zeit der Kur ist er für unseren Körper verantwortlich und er will sein bestes geben. Er demonstriert auch, warum er ‚tief’ massieren muss um die Blockaden im Körper zu bereinigen.
Während der Kur arbeitet nicht nur der Körper, sondern auch die Seele. Schnell gewöhnen wir uns an den neuen ruhigen Rhythmus des Tages: aufstehen, frühstücken, Massage, ruhen, lesen, eine Stunde Yoga, ein Spaziergang in der Umgebung, Plausch mit den anderen Gästen, vor allem aus Deutschland aber sehr vielseitig und durchweg interessant. Viele waren schon früher auf Kur bei Vijay gewesen. An manchen Tagen braucht die Seele auch mehr Zuspruch. Die intensiven Massagen erfordern von unserem Körper viel Ruhe, wir sollen auch Sonne, Wind, und kaltes Wasser meiden. Erst bei den Pudermassagen ist es ratsam Ausflüge in die nahe gelegene Stadt Trivandrum oder an den Meeresstrand bei Kovalam zu unternehmen.
In Kürze: Es war eine abwechslungsreiche Reise mit ganz neuen Erfahrungen; noch profitiere ich sehr von der festen Fußmassage Vijay’s.

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