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Projekt Theater Workshop

Theater Workshop in Bhutan
Ein Kooperationsprojekt von Volker Schmidt (österreichischer Regisseur, Schauspieler und Autor) und Tshering Dorji (bhutanischer Regisseur, Schauspieler, Autor und Direktor der Theatergruppe Happy Valley in Thimphu).

Theater Workshop in Bhutan

Ein Kooperationsprojekt von Volker Schmidt (österreichischer Regisseur, Schauspieler und Autor) und Tshering Dorji (bhutanischer Regisseur, Schauspieler, Autor und Direktor der Theatergruppe Happy Valley in Thimphu)

Kontaktaufnahme mit cultures-connect

Buddhistische Kultur und Lebensweise und die Himalayregion waren für mich immer schon von großem Interesse. Ich wollte erfahren, ob es in Bhutan eine Theaterkultur gibt und inwieweit sie vom Buddhismus und traditionellen religiösen Darstellungsformen durchdrungen ist. cultures-connect half mir, mit KünstlerInnen und künstlerischen Organisationen wie der Motion Picture Association of Bhutan in Kontakt zu treten. Ulli Čokl fand die richtige Person für eine mögliche Zusammenarbeit: Tshering Dorji, Gründer und Leiter des Happy Valley Theatre in Thimphu. Wie sich später heraus stellen sollte, ist das die einzige Theatergruppe in Bhutan, die konstant an Theaterprojekten arbeitet.

Gemeinsam mit Tshering erstellten wir ein Konzept einer möglichen Zusammenarbeit. Wir entschieden uns, mit einem Theaterworkshop zu beginnen, in dem ich Grundlagen meiner Arbeit mit Schauspielern vermitteln wollte. Der Workshop sollte zwei Wochen dauern.

cultures-connect half mir gemeinsam mit Tshering Dorji bei allen organisatorischen Belangen, wie Visum, Anreise und Unterkunft. Am 29. September setzte ich mich schließlich ins Flugzeug Richtung Osten, voll Spannung, was mich in dem fernen Land erwarten würde.

Theaterworkshop in Thimphu

In den ersten Tagen des Workshops machte ich mir erstmals ein Bild von den Fähigkeiten und der Arbeitsweise des Happy Valley Theatre. Die Aufführungen der Theatergruppe bestanden bisher vor allem aus Aufführungen im Rahmen von „social and educational campaigns“ wie AIDS-Präevention, Umweltschutz, etc. Dafür war Straßentheater die geeignete Form, um möglichst viele Menschen aller Schichten zu erreichen.

Ich erkannte gleichzeitig das Bedürfnis der TheatermacherInnen, die Arbeit künstlerisch zu vertiefen. Mein Hauptarbeitsfeld war also in den ersten Tagen die Wahrhaftigkeit (Truthfulness) des Schauspielers und der Schauspielerin auf der Bühne. Wir arbeiteten an Bühnenkonzentration, Vorstellungsübungen, Phantasie und Improvisationstechniken. Außerdem versuchte ich die Notwendigkeit von Pünktlichkeit und Disziplin innerhalb einer professionellen Theaterarbeit westlicher Tradition zu vermitteln.

Keine Theatertradition

Während der ersten Tage meines Aufenthaltes wurde mir klar, dass es in Bhutan bisher keine Theatertradition gab. Die Royal Academy of Performing Arts ist für die Vermittlung und Aufführung von religiösen Maskentänzen und traditionellen Volkstänzen verantwortlich. Darüber hinaus gibt es keine darstellende Kunst, außer vereinzelte Projekte mit ausländischen Theaterschaffenden bzw. die Arbeit des Happy Valley Theatre, das sich bisher vor allem sozialen und aufklärerischen aber weniger künstlerischen Aspekten verschrieben hat.

Gasa Lami Synge

Wir kamen in den ersten Tagen gut voran und so beschlossen wir, am Ende des Workshops eine Aufführung zu machen. In story telling sessions bat ich die Schauspieler, traditionelle bhutanische Geschichten zu erzählen. Wir entschieden uns schließlich, „Gasa Lami Synge“ eine Art bhutanische „Romeo- und Julia“- Geschichte auf die Bühne zu bringen, da der Plot dramatisches Potential hatte. Es sollte eine moderne Umsetzung eines bekannten traditionellen Stoffes werden.

Wir unterbrachen den Workshop für eine Woche, in der ich während einer Reise nach Zentralbhutan die Geschichte zu einem Theaterstück umarbeitete. Gleichzeitig organisierte die Leitung der Theatergruppe Aufführungsort und technisches Equipment.

In einer abenteuerlich kurzen Zeit probten wir nach meiner Rückkehr in intensiven fünf Tagen das Theaterstück. Das Stück kam schließlich am Ende Oktober auf der Bühne des Department for Youth and Sport zur Aufführung. Die technischen Hilfsmittel waren begrenzt, die Umsetzung noch rough, doch die Schauspieler begeisterten das Publikum mit ihrem vollen Einsatz und ihrem Mut zu Gefühl und Wahrhaftigkeit. Es waren viele Förderer der Theatergruppe sowie VIPs wie der State Secretary of Media and Information anwesend.

In anschließenden Gesprächen wurde großes Interesse an der Fortführung der Theaterarbeit und der Entwicklung einer Theatertradition in Bhutan gezeigt. Das Stück wurde außerdem nochmals in Bhumtang aufgeführt. Anwesend waren unter anderem der Agrarministers Lyonpo Pema Gyamtsho und weitere hohe Funktionäre des Agrarministeriums.

Pläne

Der Workshop mit dem Happy Valley Theatre kann als Anfang einer weiteren Zusammenarbeit zwischen mir und der Theatergruppe gesehen werden. Es gibt Pläne, im Frühjahr 2012 ein größeres Theaterprojekt zu verwirklichen. Auch hier soll wieder die Umsetzung eines traditionellen Stoffes mit modernen Theatermitteln das Ziel sein. Eventuell werden mehrere europäische KünstlerInnen an dem Projekt beteiligt sein.

Auf alle Fälle war dieser erste Kontakt mit bhutanischen KünstlerInnen in jeder Hinsicht befruchtend. Selten konnte ich so intensiv in eine andere Kultur und Lebensweise eindringen wie es durch die Theaterarbeit in Bhutan gelang, andererseits erfuhr ich viel Dankbarkeit von den bhutanischen KünstlerInnen, die aufgrund ihrer finanziellen Mittel von einem unmittelbaren Austausch mit westlichen Theaterformen abgeschnitten sind, für die neuen Impulse und Erfahrungen, die ich Ihnen geben konnte.

Performing „Gasa Lami Synge“ in Thimphu
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